Wir haben es endlich geschafft, den von uns für die Schulen empfohlenen 3D-Drucker Ultimaker Original+ selber zusammen zu bauen. Empfohlen haben wir ihn trotzdem zuvor schon, da wir ihn schon gesehen hatten, und er im Wesentlichen von der Bedienung und vom Aufbau her wie der Ultimaker Original ist.
Profitiert haben wir dabei vom 3D-Drucker Baukurs bei imedias, wo wir auch schon selber mitschrauben durften und von dem Support für unsere Kollegin Cornelia, die sich infiziert vom 3D-Druck-Virus, gleich selber einen Ultimaker Original+ angeschafft hat. Unterstützt wurden wir bei diesem Bauvorhaben von Stefan vom Hausdienst, an der Stelle herzlichen Dank fürs Helfen.
Bauanleitung
Der Zusammenbau des Ultimaker Original+ unterscheidet sich schon von Beginn weg bei der Anleitung, denn diese kommt jetzt als PDF daher, und nicht mehr als Wiki, welches sich mit der Zeit mit vielen Dingen füllt, die nicht relevant sind. Leider ist die Bau-Anleitung aber nur in Englisch verfügbar: Ultimaker Original+ Assembly Manual. (Bitte immer die neuste Version herunterladen und verwenden)
Ultimaker Original+ vs. Ultimaker Original
Generell lässt sich sagen, dass wer schon mal einen Ultimaker Original zusammengebaut hat, ohne weitere Probleme auch einen Ultimaker Original+ bauen kann. Basis der beiden Kits ist der Ultimaker Original (früher nur Ultimaker, oder Ultimaker 1 genannt). Hinzu kommen einzelne Neuerungen, welche sich vom Ultimaker 2 her auf die einiges stabilere Plattform Ultimaker Original übernehmen liessen, und einige am Ultimaker Original geänderte Teile. Folgende Teile sind im Vergleich zum Ultimaker Original von vor eineinhalb Jahren anders:
- Beheizbarer Drucktisch aus Glas, Aufhängung aus Metall
- Elektronik analog Ultimaker 2, aber im Vergleich zum Ultimaker 2 auf dem Kopf montiert, sodass die Anschlüsse nicht zwischen Board und Druckerboden versteckt liegen und gut zugänglich sind.
- Verkleidung am Vorschubrad
- neue verbesserte Druckkopf-Lüfterverkleidung aus Metall
- kein kleines Board mehr am Druckkopf, alle Kabel gehen bis zum Elektronikboard auf der Unterseite
- Plexiglasscheibe am Ulticontroller zum Schutz des Displays
- zusätzliche Schrauben, falls Fehler beim Abzählen gemacht wurden
- Alles was wir vergessen haben aufzuschreiben
Praktische Tipps
In Schritt 6.1.3, der Montage der Motoren, muss man aufpassen, dass man die 3 identisch scheinenden Motoren voneinander unterscheidet. Der Motor für den Vorschub hat einen auf einer Seite abgeflachten Schaft, die X- und Y-Motoren haben einen runden Schaft. Sie unterscheiden sich auch durch eine etwas andere Nummer auf dem Aufkleber.
Bei der Ausrichtung der 8 Pulleys auf den X- und Y-Achsen haben wir uns diesmal besonders viel Mühe genommen. Es hat sich gelohnt, jetzt können wir die jeweils paarweise angeordneten Pulleys gleichzeitig fixieren, und so die Achsen gut ausrichten. Um diese Positionierung zu erreichen ist es im Schritt 6.2.4, wo die Achsen montiert werden wichtig, die Pulleys in die Riemen einzulegen und diese dann richtig ausgerichtet auf die Achsen zu schieben, denn danach drehen die Pulleys mit den Riemen synchron, auch wenn sie noch nicht auf den Achsen fixiert sind.
Erstmals ist in der Anleitung erwähnt, dass man die Abschlusskappen der Achsen nicht zu sehr festmachen soll, und nötigenfalls M3 Unterlegscheiben verwenden soll, damit die Achsen nicht so eingeklemmt werden, und sich der Druckkopf im Extremfall gar nicht mehr bewegen lässt. Wir haben bei unserem Ultimaker Original+ für die X-Achsen auf einer Seite Unterlegscheiben verwendet, muss aber nicht bei jedem Kit gleich sein.
Wir haben entdeckt, dass in der Anleitung einige Abbildungen spiegelverkehrt sind. So zum Beispiel beim Zusammensetzen des Druckkopfs und beim Anschliessen der grauen und schwarzen Kabel an der Heizplatte. Passt also gut auf, und vertraut im Zweifelsfall der Formulierung, und nicht der Abbildung. Beim Zusammensetzen des Druckkopfs ist es sowieso fraglich, durch welches der drei verbleibenden Löcher die Kabel gezogen werden sollen. In der Anleitung steht hinten rechts, wir konnten das von den Kabeln her aber kaum bewerkstelligen und haben uns für hinten links entschieden, um die Kabel besser führen zu können. Auf Cornelias Fotos sehen wir, dass sie vorne links gewählt hat. Solange ihr nicht plant, den Drucker auf Dual-Extrusion aufzurüsten, ist es ziemlich egal, welches Loch ihr wählt. Solltet ihr ein späteres Upgrade in Betracht ziehen, müsstet ihr wohl wie in der Anleitung beschrieben, das Loch hinten rechts nehmen, von vorne betrachtet.
Die Zugentlastung ist ein Witz, da sie auf den Durchmesser des alten Kabels am Ultimaker 2 ausgerichtet ist, das neue Kabel am Ultimaker Original+ und Ultimaker 2 aber wesentlich dünner ist. Das Kabel vom Drucktisch haben wir nicht wie empfohlen durch den Kabelkanal gezogen, sondern direkt hinten links durch das Loch auf die Unterseite des Druckers geführt.
Die Bowden Tube haben wir erst zum Schluss montiert, als Druckkopf und Extruder an ihrem Platz waren. Die Kabel vom Druckkopf zum Elektronik-Board haben wir nur provisorisch mit Kabelbindern an der Bowden Tube festgemacht. Auch die Glasplatte haben wir erst ganz zum Schluss auf dem Tisch angebracht. Wir finden die Installation und die Justierung des Tischs ist einfacher ohne das zusätzliche Gewicht und den Platz, den die Glasplatte einnimmt.
Inbetriebnahme
Nach dem Erfolgreichen Zusammenbau haben wir in Cura ein neues Gerät vom Typ Ultimaker Original+ angelegt, die Firmware via USB aktualisiert, die Heizung und den Endstopp getestet. Danach den Z-Stopp positioniert, den Tisch ausgerichtet (Auto Home verwenden, damit der Z-Motor auch wirklich blockiert, Tisch lieber etwas zu tief einstellen und während des ersten Drucks korrigieren), und danach Material eingespannt. Als ersten Testdruck haben wir den Ultimaker Roboter gedruckt. Die Qualität des Drucks ist top, wir hängen das Teil direkt an unseren Schlüsselbund.
Alles klar für einen grösseren Druck, den Tragegriff, wie könnte es anders sein. Diesen Drucken wir mit 60% Füllung, um ihn genügend Stabil zu machen. Nach erfolgreichem Druck motieren wir den Tragegriff, und binden den neuen Drucker gleich in unsere Produktion des Grossen Reliefs des Kantons Bern mit ein.
Vorgängig hatten wir auf einem unserer Arbeitstiere, einem Ultimaker Original die vier Füsse aus Flex PLA mit 80% Füllung ausgedruckt. Die Druckgeschwindigkeit haben wir für das Flex PLA auf 20mm/s maximal eingestellt.
Fazit
Insgesamt sind wir mit unserem neusten 3D-Drucker Ultimaker Original+ sehr zufrieden. Er hat inzwischen auch schon mehrere Drucke auf dem Buckel und funktioniert einfach, kein Rumgezicke wie beim Ultimaker 2 immer mal wieder. Man kommt für viel weniger Geld damit sehr nahe an den Ultimaker 2 ran, mit dem Vorteil, dass der Ultimaker Original+ die selbe stabile Düse und den besseren Vorschub als der Ultimaker 2 verwendet. Zudem lernt man während der Montage gleich, wie man das Gerät wartet und wie man es repariert, sollte trotzdem mal was damit nicht mehr stimmen.
Die Montage kann in 1-2 Tagen absolviert werden, die Anleitung ist leicht verständlich, wenn auch nur in Englisch. Beim täglichen Handling ist etwas gewöhnungsbedürftig, dass der Tisch oft durch das Eigengewicht runter fährt, wenn der Z-Motor nicht blockiert ist. Dafür ist der Tisch aus Metall und Glas stabiler und wir können uns das Kleben von blauem Klebeband in Zukunft sparen. Der Frust von verzogenen Teilen und hochgezogenen Ecken dürfte damit auch der Vergangenheit angehören. Der nächste Schritt ist nun, unsere vier Ultimaker Original mit dem Heated Bed Upgrade Kit umzurüsten.
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