Ultimaker 3 Review

Ultimaker 3 Review


Ende letztes Jahr haben wir die Gelegenheit erhalten, für ein paar Wochen einen neuen 3D-Drucker, den Ultimaker 3 auszuprobieren. Als Gegenleistung haben wir geholfen den 3D-Drucker in Betrieb zu nehmen. Bisher war uns das Gerät einfach zu teuer, und deshalb haben wir es uns nicht näher angesehen. Beim genauer Hinsehen nun, entdecken wir ein paar Neuerungen im Vergleich zum zuletzt verwendeten Ultimaker 2+, welche das Geld durchaus Wert sind.

Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass Ultimaker mit dem Ultimaker 3 einen ersten deutlichen Schritt in Richtung Professionalisierung gemacht hat. Will heissen, der Fokus geht weg von Heim, Hobby und Schule, und dafür hin zum Kunden, der dieses Gerät zur Herstellung von hochwertigen Prototypen und zur Produktion von Teilen verwendet. Wir haben diesen Schritt lange bedauert, da die finanzielle Hürde für die Anschaffung eines solchen Gerätes damit auch gestiegen ist. Wir fanden es zuvor schon schwierig, einen 3D-Drucker zu amortisieren, und das wird mit dem höheren Anschaffungspreis alleine ja nicht besser. Gut möglich, dass man sich bei Ultimaker ähnliche Überlegungen gemacht hat, also dass man wirtschaftlich rentabler funktionieren möchte, und dazu neue Märkte erschliessen.

Einfache Inbetriebnahme

Anhand der offiziellen Anleitung haben wir den Drucker ausgepackt und in Betrieb genommen. Danach die beiden mitgelieferten Materialien geladen, und für einen ersten Testdruck, den Güggel-Scans mit Stützschichten aus wasserlöslichem Druckmaterial PVA gedruckt. Dazu haben wir Cura 3.0.4 verwendet, und damit gleich ein eigenes Profil angelegt. Das Ergebnis ist toll, einzig der Brim sollte weggelassen werden, damit unten auf dem Tisch das Objekt nicht mit dem Support via Brim zusammenwächst.

Den Support haben wir übrigens gleich beim ersten Druck schon soweit optimiert, dass wir nur für die Kontaktflächen oben und unten das wasserlösliche PVA verwenden, und den Rest des Supports mit dem selben Material drucken lassen, aus welchem auch das Druckobjekt gedruckt wurde. Diese Einstellung, bzw. den Tipp dazu hatten wir bei Joseph Prusa gesehen.

Druckkopf und Drucktisch des Ultimaker 3 von oben
Der Druck beginnt, die Spannung steigt
Fertig gedrucktes Modell des Güggels
Unser erster Güggel auf dem Ultimaker 3 gedruckt
Der Güggel im Wasserbad
Bitte so stehen lassen!
Güggel mit Glas über dem Kopf
Güggel unter der Haube
Übrig gebliebener Support des Güggels
Der Güggel ist ausgeflogen ...

Stolzer Preis

Das heisst nun aber nicht, dass nicht auch Schulen dieses Gerät einsetzen können, nur ist der Preis mit fast 4000.- SFr. doch ziemlich hoch, um im Bereich „Making“ und Technischem Gestalten in der Volksschule Fuss fassen zu können. Da gibt es durchaus kostengünstigere Varianten, wie zum Beispiel den Original Prusa i3 MK3, den Renkforce RF100 v2, oder diverse Andere. Wer sich trotz des höheren Preises für den Ultimaker 3 interessiert, kann hier einige interessante Details aus unserer Erfahrung finden. Dabei werden wir auch bestehende Vorzüge der Geräte von Ultimaker erwähnen, welche nicht erst ab dem Ultimaker 3 hinzugekommen sind.

Leichte Bedienung

Das Handling des Ultimaker 3 konnte schon alleine durch die Einführung der Ermittlung des Niveaus des Drucktischs massiv verbessert werden. So entfällt das lästige Justieren des Drucktischs von Hand weitgehend. Der Tisch wird durch den Vorgang zwar nicht justiert, aber für die abgefahrenen Punkte die Höhe ermittelt, und dann beim Druck kompensiert.

Als noch praktischer stellt sich die Umstellung auf WiFi-Verbindung, und USB-Host heraus. Die ständige Suche nach einer SD-Karte für den Transfer zum Drucker entfällt, und via App kann der Drucker sowohl am Desktop, wie auf Mobilgeräten bedient und überwacht werden. Der dazu nötige Druckserver, und die Kamera sind serienmässig verbaut. Das Modell wird so aus Cura beim Druckstart einmal komplett zum Drucker übermittelt, und der Computer, von welchem aus das Modell gedruckt wird, kann danach heruntergefahren, oder entfernt werden. Danach kann der Druckfortschritt via App auch auf mobilen Geräten verfolgt werden.

Philipps Kopf durch die Webcam im Ultimaker 3
Überwachen, aber aus Sicherheitsgründen natürlich nicht so!

Die Verbindung des Geräts mit dem Internet bringt eine weitere Verbesserung, und zwar die automatische Benachrichtigung, wenn eine neue Version der Firmware verfügbar ist. Die Firmware lässt sich autonom via Menü am Drucker aktualisieren, es ist dazu kein Computer notwendig.

Die Verwendung von NFC-Chips in den neuen original Materialrollen von Ultimaker lässt den Drucker automatisch das verwendete Material erkennen, und passt dementsprechend die Druckeinstellungen dafür an. Etwas umständlich ist die Positionierung der beiden Rollen auf der neuen Rollenhalterung. So ist die zuerst geladene Rolle das Material 2, und die zweite das Material 1. Zudem müssen wir unseren gewohnten Workflow ändern, denn wir haben meistens zuerst das Modell verarbeitet, und dann die eingestellte Konfiguration am Drucker eingestellt, bzw. das betreffende Material geladen. Nun ist es besser, erst den Drucker wie gewünscht mit dem Material zu laden, und dann anschliessend in Cura automatisch die geladene Konfiguration vom Drucker zu übernehmen.

Der aufklappbare Druckkopf enthält zwei Düsen, welche zusammen mit dem Heizblock als sogenannte Printcores ohne Werkzeug schnell gewechselt werden können. Es gibt nun auch offizielle Printcores mit anderer Bohrung als 0.4 mm. Leider hat es Ultimaker erneut verpasst, eine wechselbare Düse vergleichbar mit dem Olsson Block System umzusetzen. Dafür hat 3D Solex erneut einen Custom Printcore mit wechselbaren Düsen im Angebot, den sogenannten UM3 Hard Core.

Aufgeklappter Druckkopf am Ultimaker 3
Aufgeklappter Druckkopf am Ultimaker 3

Mehrere Sprachen

Nach einer Firmwareaktualisierung ist das Druckermenü am Gerät selber nun in mehreren Sprachen verfügbar, bzw. kann man die gewünschte Sprache nun einstellen. Damit entfällt die Notwendigkeit, das Gerät in Englisch bedienen zu müssen. Zusammen mit der Mehrsprachigkeit von Cura ermöglicht dies nun eine nahtlose Integration in eine Nicht-Englische Umgebung.

Hohe Zuverlässigkeit

Die bereits erwähnte automatische Ausrichtung des Drucktischs, bzw. die Kompensation eines nicht exakt ausgerichteten Drucktischs fällt hier besonders positiv ins Gewicht. Dadurch entstanden uns viel weniger Fehldrucke, und die Zeit am Gerät beim Druckstart konnte massiv verringert werden.

Auch durch die Weiterentwicklung der Drucksoftware Cura in Version 3 konnte die Zuverlässigkeit gesteigert werden. Wir haben jedoch festgestellt, dass die neuen Cura-Versionen schlechter mit unseren alten Ultimaker Original+ und Ultimaker 2 Geräten funktionieren. Die Underextrusion ist durch die neuen Extruder massiv reduziert.

Einzig das BB Hotend für das wasserlösliche PVA war bei uns im Test relativ schnell einmal verstopft, was sich leicht mit Hot- und Cold-Pull menügeführt wieder beheben liess. Allerdings hinterliess dieser Zwischenfall einen Löwen, der nun ohne Gebiss auskommen muss. Den zu bemitleidenden Löwen findet ihr weiter unten in diesem Beitrag.

Geniale Druckqualität

Die Druckqualität konnte durch die lange ersehnte Umsetzung einer funktionierenden Dual-Extrusion (2 Düsen) in Kombination mit dem wasserlöslichen Stützmaterial deutlich gesteigert werden. So lassen sich insbesondere organische und runde Modelle, welche nicht ohne Support gedruckt werden können, nun mühelos drucken. Das wasserlösliche Stützmaterial wird dabei durch eine separate Düse gedruckt, und das fertig gedruckte Modell danach in einem Wasserbad restlos aufgelöst. Wie oft haben wir ein in toller Qualität gedrucktes Objekt danach beim Entfernen des Supports noch beschädigt, oder vollständig zerstört? Und wie oft haben wir uns beim zeitaufwändigen Entfernen des Supports selber verletzt?

Islamic Christmas Ball, https://www.thingiverse.com/thing:490140

Fertig gedruckter Islamic Christmas Ball auf dem Drucktisch
Fertig gedruckter Islamic Christmas Ball auf dem Drucktisch
Vom Drucktisch gelöster Islamic Christmas Ball
Vom Drucktisch gelöster Islamic Christmas Ball
Islamic Christmas Ball im Wassereimer
Islamic Christmas Ball im Wassereimer
Fertig vom PVA Support befreiter Islamic Christmas Ball
Fertig vom PVA Support befreiter Islamic Christmas Ball

Alternativ dazu kann eine zweite Düse auch dazu verwendet werden, mit zwei Farben zu drucken. Wir suchen Modelle, welche in zwei Farben umgesetzt sind, und bemerken, dass es gar nicht so viele Modelle gibt, welche einen Mehrfarbendruck unterstützen. Dies wohl deswegen, da in Farbe 3D zu entwerfen noch höhere Anforderungen mit sich bringt, als in 3D Entwerfen an sich schon. Um in zwei Farben zu drucken sind zwei separate STL-Dateien notwendig, welche dann in Cura durch den Befehl „Zusammenführen“ in ein Modell kombiniert werden, und jedem Teil ein Material zugewiesen werden kann.

Weltkugel, https://www.thingiverse.com/thing:15658

Noch ist nicht viel Land in Sicht
Halbzeit beim Druck
Zweifarbig gedruckte Weltkugel
Wir stellen mit Schrecken fest, dass Italien auf der Kugel fehlt.

Katze, https://www.thingiverse.com/thing:62536


Löwe, https://www.thingiverse.com/thing:259921

Damit die zweite, inaktive Düse jeweils nicht das Druckobjekt streift, hat sich Ultimaker an der rechten inneren Seite des Druckers einen Mechanismus einfallen lassen, mit welchem die zweite Düse angehoben und abgesenkt werden kann.

Der Druck mit zwei Materialien kostet leider viel Zeit, da ständig die Düse gewechselt werden muss. Dafür erhält man sehr schöne Druckresultate, welche sich sehen lassen können. Insbesondere den Druck mit löslichem Stützmaterial möchten wir nicht mehr missen.

3D Elchtest

Wer kleine Kinder hat, der weiss, dass die das ganze Jahr Weihnachten feiern können, und so tun wir dies nun hier auch. Merkt euch die Designs gleich fürs nächste Wiegenfest von Jesus vor, und nicht zu spät mit dem Drucken anfangen, es gibt viele schöne Dekorationsobjekte zum Herunterladen und Drucken.

Elch in Kugel, https://www.thingiverse.com/thing:5255

Verbleibende Herausforderungen

  • Prime Tower löst sich häufig, Haftung von PVA auf dem Drucktisch verbessern
  • Verkleidung für den Bauraum
  • Trockene Aufbewahrung Druckmaterial, insbesondere PVA
  • Hard Core ausprobieren
  • Wieder Zugang zu einem Ultimaker 3 bekommen…

Weitere Information zum Ultimaker 3 findet ihr bei unserem Partner Dim3nsions: https://www.dim3nsions.ch/ultimaker-3-3d-drucker.html

Gregor Luetolf

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