Besuch im FabLab Erfindergarden in München
Nachdem uns Andreas Kopp vom FabLab Erfindergarden aus München bei seinem spontanen Besuch in Bern dazu eingeladen hatte, haben wir nun die Reise nach München unternommen, um uns seinen Erfindergarden selber live anzuschauen. Da wir einige Zeit nicht mehr alleine unterwegs waren, stellte die Reise im Vorfeld eine ziemliche Herausforderung für uns dar. Umso erleichterter sind wir, dass es so reibungslos geklappt hat.
Es ist heiss heute, die Fahrt im klimatisierten Bus von Zürich war aber sehr angenehm, wohl auch, weil De Güggel und ich zwei Plätze für uns alleine hatten. So musste er nicht die ganze Fahrt auf meiner Schoss sitzen.
Gut in München angekommen, orientieren wir uns, und fahren dann via Hauptbahnhof zum Kolumbusplatz, von wo wir den Erfindergarden einfach zu Fuss erreichen können.
Schliesslich im Erfindergarden angekommen, schauen wir uns nach einer ersten Verschnaufpause bisschen um, und als erstes springen uns der Prusa 3D-Drucker, und die Maker of Merit Wimpel ins Auge.
Zwar haben wir die nur vom Sofa aus fotografiert, eindrücklich sind sie aber trotzdem da zu oberst an der Wand. Andi erklärte mir, dass er die für verschiedene Sachen auf verschiedenen Maker Faires bekommen hat. So z.B. für den Pixomat, oder für die Slingshot. Die Wimpel sind zwar alle gerahmt, so wirklich viel Wert legt Andi darauf aber wohl doch nicht. So wir ihn kennen, weiss er genau, dass man sich alleine damit nichts kaufen kann. Es sind schöne Anerkennungen, man darf aber immer wieder aufs Neue zeigen, dass mans drauf hat.
Wir haben zwar noch keine blauen Wimpel, aber zumindest unsere Urkunde vom dritten Preis an der Internationalen Kartografie Konferenz 2017 in Washington, sollten wir rahmen und aufhängen in der Werkstatt. Man sollte Erfolge ausweisen und gebührend feiern.
Der Lasercutter und die Fräsen sind im Nebenraum. Das was im Moment links noch wie ein Holzlager aussieht, soll mal eine Maslow Fräse werden. Der Glowforge Laser tut gute Dienste, und läuft auch gerade wieder heiss. Die Stepcraft Fräse hingegen ruht sich in der Zwischenzeit bisschen unterm Tisch aus.
Mit der Othermill Fräse kann man PCB Boards (Elektronikplatinen) fräsen, und damit eigene Elektronikboards entwickeln.
Andi ist mit Vorbereitungen für einen Workshop beschäftigt, der morgen stattfindet. Wir werden mitgehen, und uns anschauen, wie sowas hier läuft. Wir haben versucht zu helfen, und den Otto DIY zusammen zu bauen.
Die Nächte waren zwar kurz, aber wir sind happy, dass wir für ein Wochenende in den Schuhen des Erfindergardens gehen durften. Wir haben in der kurzen Zeit einen authentischen Einblick gewinnen können.
Die Freiheit zu tun was man gerne möchte, wird doch auch relativ stark dadurch beeinflusst, welche Nachfrage vorhanden ist, und womit man Geld verdienen kann, auch wenn es nicht viel ist. Komplett unabhängig tun was man will, kann man auch hier nicht, bzw. kann man den vorhandenen Freiraum dazu nutzen, Dinge zu tun, die man gerne tut.
Ein grosser Vorteil an der Sache ist, dass man es immer für sich selber tut, und einem die Sachen gehören oder bleiben, was man entwickelt. Genau das ist wohl das Leben, die eigenen Stärken dazu einsetzen, für sich selber etwas aufzubauen, was ein Bedürfnis der Anderen abdeckt. Dabei die Freude daran zu haben, den eigenen Gestaltungsfreiraum zu nutzen, und genau da seine Stärken zum Gewinn einzusetzen. Es ist und bleibt aber Business und nicht Hobby.
Über die letzten drei Jahre hat sich ziemlich viel Material und Equipment, aber auch Erfahrung angesammelt, welche zum Aufbau des neuen Erfindergardens, einer Erfindertram dienen soll, sozusagen dem Erfindergarden 2.0, denn der Erfindergarden zieht Ende Juli bereits um. Heute Abend schauen wir uns die neue Location an, wir sind gespannt. Beeindruckt sind wir immer wieder von Andis Gelassenheit und Zuversicht, denn er sieht das Leben so. Das Leben regelt es immer wieder irgendwie, und es geht weiter. Ständig wie ein Verrückter daran zu arbeiten, bringt nichts. Sich dann einsetzen, wenn es wichtig ist, und auch wieder zurücknehmen können, das ist wichtig. Da haben wir noch was zu lernen, in punkto Zuversicht, denn es hilft nichts, sich verrückt machen zu lassen. Oder wie man ja auch sagt, das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Alles alleine machen zu wollen, bringt uns auch nicht weiter, es ist wichtig, dass wir lernen, gezielt mit Anderen zusammen zu arbeiten, wo uns das hilft, und im Austausch zu wachsen und Dinge weiter zu entwickeln. Wichtig bleibt uns aber dabei, unsere Teile davon alleine entwickeln zu dürfen, das benötigen wir, um unsere Vorstellungen umzusetzen. Auf der Fahrt haben wir im Buch "Quiet - The Power of Introverts in a World That Can't Stop Talking" von Susan Cain begonnen zu lesen, und sind uns an einigen Stellen selber begegnet. Die von ihr beschriebenen Effekte möchten wir bei unserer weiterer Arbeit mit berücksichtigen.
Andi hat mit dem Laser noch eine Rennstrecke für die Roboter gelasert. Gezeichnet hat er die Formen in Fusion 360, was wir uns nun doch endlich mal anschauen möchten, denn die richtige Software einzusetzen ist wichtig, das wird uns einmal mehr klar. Erst damit erhält man die gesamte Gestaltungsfreiheit, bzw. kann sein Potential richtig entfalten. Noch viel wichtiger ist es, sein eigenes Potential zu erkennen und an richtiger Stelle zu entfalten.
Der Tag mit dem Workshop für die Kinder war lehrreich, und schön. Es war toll, dass wir einmal einfach mitgehen durften, und nicht die Hauptverantwortung bei uns selber lag. Die Kinder waren wie auch bei uns immer begeistert bei der Arbeit, auch wenn klar war, dass es eigentlich ein Angebot zur Überbrückung der Zeit ist, wenn die Erwachsenen den Vorträgen lauschen.
Die Kinder sind richtig eingetaucht und haben super mitgemacht. Sei es beim Entwerfen von Spielfiguren, beim Bemalen von gelaserten Vorlagen, oder beim Zusammenbau von einfachen Zahnbürstenrobotern.
Wir nutzen den Moment und testen das Handling des Prusa 3D-Druckers i3 mk3 und der Slicer Software PrusaSlicer. Klappt soweit alles ganz prima, der Drucker arbeitet sorgenfrei, und die Aufbereitung des Modells im PrusaSlicer klappt einfach.
Die automatische Tischausrichtung hat erkannt, dass der Drucker transportiert wurde, und eine Neuausrichtung notwendig ist. Diese hat das Gerät anschliessend gleich ohne weitere Umwege durchgeführt, und im Anschluss mit dem erfolgreichen Druck begonnen.
Ich muss sagen, ich bin vom Resultat begeistert. Und das ohne am Drucker auch nur irgendwas manuell einrichten zu müssen. Insbesondere die automatische Tischausrichtung ermöglicht sorgenfreies Drucken und ist ein klarer Schritt in Richtung verbesserte Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit für Anfänger, wie auch für Profis. Kein Wunder, dass Prusa erst diese Woche gemeldet hat, dass sie gerade ihren 100'000 Drucker versandt haben.
Abends, als es dunkel war, sind wir zur neuen Location des Erfindergardens gefahren. Diese liegt beim Alten Viehhof, neben dem Bahnwärter Thiel. Leider war es schon zu dunkel, um Fotos zu machen, weshalb wir ein Foto verwenden, das vom Erfindergarden gemacht wurde.
Bevor wir aber losgefahren sind, waren wir den Nachmittag und Abend alleine im Erfindergarden, bzw. haben uns vorne hingesetzt, und mit den Leuten geredet, die vorbei gingen und neugierig stehen geblieben sind, oder mit solchen, die da wohnen, und sich nebenan Eis oder Pizza geholt haben. Die Leute kennen den Erfindergarden schon seit längerem, und alle finden es schade, dass er da dann bald weg ist. Andi hat in den drei Jahren etwas aufgebaut, was von den Menschen geschätzt wird. Wir hoffen, dass das auch am neuen Standort wieder gelingt, und dass die Förderung durch die Stadt zustande kommt. Daumen drücken.
Und es bleibt dabei, wir möchten uns vornehmen, mehr raus zu gehen und uns mit Leuten auszutauschen, die an der Zukunft arbeiten, so wie wir sie uns vorstellen. Wo gehts wohl als nächstes hin?